Stadt Heidelberg
Ein ehemaliges Militär-Areal im Heidelberger Süden wird zum innovativen Stadtteilzentrum. Das gibt es zwar anderenorts auch, aber die Art und Weise wie die Stadt Heidelberg die Umgestaltung des neun Hektar großen Areals angeht, ist tatsächlich „anders“. Anstatt alles Alte im ehemaligen Kommandanturpark zu entsorgen, wurden zahlreiche Elemente aus der früheren Nutzung behutsam in ein vollkommen neues Raumkonzept integriert. Check-Point-Kabinen als Spielhäuschen oder alte Leuchten als Ausstattungselemente, in Heidelberg klappt das! Das zukunftsweisende Konzept mit experimentellem Charakter schaffte es sogar in das Programm ›Nationale Projekte des Städtebaus‹ und bescherte der Neckarstadt einen Zuschuss von 5,9 Millionen Euro.
Für den Entwurf und die Gesamtleitung zeichnet das Büro Vulkan aus Zürich verantwortlich. Die Bauleitung des ambitionierten Projekts lag in den Händen von Faktorgruen.
Bereits die massiven Bodenplatten mit experimentellem Charakter, angelegt als verbindes Gestaltungselement, haben es in sich, und zwar im wahrsten Sinne. Als Zuschläge erhielten die eigens hergestellten Betonelemente ortstypisches Sandstein-Material aus der Neckarstadt sowie Abbruchmaterial der Baustelle. Das sogenannte Rote Band leitet die Besucher einmal rund um den Park. Ebenfalls überall auf dem Gelände zu finden sind die Sitzwaben aus Beton mit eingelassenen EPDM-Sitzflächen. Auch diese Elemente wurden eigens für das Projekt hergestellt.
„Anders“ ist auch der Ansatz den Park in Spielewelten aufteilen: Schaukeln, Matschen oder Verstecken, alles hat seinen Raum. Dabei wurde der Park eher sparsam mit neuen Elementen ausgestattet. Vieles war bereits vor Ort. Auffallend rot lackiert mutierten die ehemaligen Wachhäuschen zu interessanten Spielelementen. Witzige wie innovative Schaukelelemente, Matschbereiche mit Granitpoller, modellierte Wege aus Naturmaterial und eine witzige Bühnenanlage machen den Park zum generationenübergreifenden Highlight mit Blaupausen-Charakter. Neu sind auch die „Wohnzimmer“. Die Inseln aus recycelten Natursteinbelägen wie Basalt, Sandstein und Granit, die allesamt vom Gelände stammten und clusterartig verlegt sind, werden demnächst mit Tischen und Sitzgelegenheiten outdoortauglich möbliert. Eine dezente Beleuchtung mit Mastleuchten rückt jedes „Wohnzimmer“ ins richtige Licht.
Der Staatspreis Baukultur wurde bisher zweimal, in den Jahren 2016 und 2020, verliehen und ist Teil der Landesinitiative Baukultur Baden-Württemberg, die die Planungs- und Baukultur stärken will. Am 15. Mai 2023 rief das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen zur Einreichung innovativer und nachhaltiger Projekte auf, die seit dem 1. Januar 2019 bis zum 30. April 2023 realisiert wurden. Gesucht wurden Projekte, die funktionale, ästhetische, technische, soziale, kulturelle, ökologische, ökonomische und prozessuale Qualitäten vereinen. Bewerben konnten sich private und öffentliche Bauherren, bürgerschaftliche Initiativen und Planungsbüros, um das Lebensumfeld attraktiver zu gestalten.