Kassel, Brüder-Grimm-Platz

Kassel, Neugestaltung Brüder-Grimm-Platz – 2. Preis mit Fichtner Water & Transportation

Kassel, Neugestaltung Brüder-Grimm-Platz – 2. Preis mit Fichtner Water & Transportation

Auslober:

Stadt Kassel

Wettbewerbsart:

Nichtoffener zweiphasiger freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb mit Ideenteil I 10/2020

Der Brüder-Grimm-Platz nimmt in der Achse der barocken Platzanlagen neben den beiden Plätzen Königsplatz und Friedrichsplatz eine besondere Rolle als Gelenk zwischen der Innenstadtmagistrale, der Oberen Königstraße und der Wilhelmshöher Allee ein. Er stellt sich heute allerdings als ein vom Verkehr dominierter Stadtplatz dar und kann seiner historischen Bedeutung nicht gerecht werden.

 

Zentrale Fragestellung ist seine Ausbildung in Bezug auf die verschiedenen historischen Entwicklungsstufen. Ursprünglich als kreisrunder Platz vor den Toren der Stadt im Übergang zur freien Landschaft angelegt, erhielt er zur Zeit der napoleonischen Herrschaft eine sechseckige Form, gerahmt von einer ersten Bebauung. Mit dem Neubau des Landesmuseums durch Teodor Fischer wurde schließlich das ursprüngliche Sechseck zu einem Fünfeck abgewandelt, wobei das Landesmuseum sein eigenes Vorfeld in Form eines rechteckigen Vorplatzes mit markanter Zufahrtsituation erhielt. Nach der Zeit des Nationalsozialismus erfolgten weitere Umgestaltungen in den 60er Jahren, wobei die ursprüngliche historische Form immer mehr verloren ging.

Ziel der vorliegenden Planung ist es, dem Brüder-Grimm-Platz-Platz in der Reihe Friedrichsplatz und Königsplatz wieder seine Bedeutung zu verleihen und ihm seine eigenständige Form zurück zu geben. Am besten erscheint die Sechseck-Form aus der Zeit der Stadterweiterung im 19. Jahrhundert geeignet zu sein, um die gestiegenen verkehrlichen Anforderungen mit dem Gesamtgefüge der städtebaulichen Rahmenbedingungen in Einklang zu bringen.

 

Das Landesmuseum behält seine Bedeutung als Endpunkt der historischen barocken Achse mit seinem markanten Turm als „Point de Vue“. Durch die Sechseckform gelingt die Symbiose aus eigenständigem Vorplatz für das Landesmuseum, unter Beibehaltung des Ensembles der Zufahrtssituation mit den begleitenden Linden. Sämtliche angrenzenden Gebäude beherbergen kulturelle Einrichtungen und verleihen dem Brüder-Grimm-Platz seine Bedeutung als „Platz der Kultur“.

 

Durch Verlagerung der vorhandenen Stellplätze kann der Brüder-Grimm-Platz wieder für den Fußgänger zurückgewonnen und zu einem urbanen Platz mit „grüner Lunge“ entwickelt werden. Er vereint die Anforderungen aus der Stadtgeschichte und dem Denkmalschutz mit den Bedürfnissen einer modernen Stadtgesellschaft nach Klimaanpassung und Aufenthaltsqualität.

Der Platz wird als geneigter Platz entsprechend dem historischen Vorbild angelegt. Die vorhandene Höhensituation wird durch ein gleichmäßiges Gefälle in Ost-West-Richtung abgebildet und an notwendigen Stellen im entlang des Platzrahmens mit Stufen abgefangen. Die Grünflächen werden auf der Basis der historischen Vorlagen geöffnet und in ihrer ursprünglichen Form wieder hergestellt. Der wertvolle Baumbestand wird erhalten und durch zusätzliche Baumpflanzungen zu einem lockeren grünen Ring ergänzt.

 

Als Baumart wird die Linde als klassischer Baum des Barock und Referenz einiger Grimms Märchen wie z.B.: „Der Froschkönig“ unter Verwendung von stadtklimaverträglichen und honigtauresistenten Sorten vorgeschlagen. Mit ihrem hellen und kompakten Laub sorgt sie für ein kühles und transparentes Schattendach. Eine umlaufende Einfassung mit punktuellen Sitzkanten in eine Höhe von ca. 45 cm verzahnen die rahmenden Gebäude mit dem Platz und bietet Raum für zwanglosen Aufenthalt. Der Dominanz des Verkehrs wird durch eine zentrale Platzfläche entgegengewirkt, die die Verkehrsflächen wie selbstverständlich in die Gestaltung integriert und sämtliche Wege- und Blickachsen aufnimmt.

 

Ein Wasserspiel in Form eines Fontänenfeldes lädt zum Spielen ein und betont als zentrales Element das lebendige Ensemble. Durch seine Verdunstungseffekte trägt es positiv zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Ein ausreichender Abstand zur Fahrbahn gewährleistet die Sicherheit.

Das Beleuchtungskonzept legt den Fokus auf ein Seilleuchtensystem und hebt die nächtliche Illuminierung des Brüdes-Grimm-Platzes elegant in den Himmel. Mit Hilfe von mehreren Masten wird ein filigranes Netz über den Platz aufgespannt, welches mittels entsprechenden Seilleuchten wichtige Platzbereiche szenisch illuminiert und dabei einen unaufdringlichen Sternenhimmel bzw. einen Himmel voll Sternentaler erzeugt.

 

Die Hauptverkehrsachse der Wilhelmshöher Allee wird auf die selbe zeitlose Weise ausgeleuchtet und mit dem Platz in einen gemeinsamen urbanen Kontext verwoben. Das Seilleuchtensystem bildet ein unauffälliges wenngleich reizvolles Lichtdesign. Es bietet eine geringe Windangriffsfläche und die robuste Konstruktion garantiert Stabilität sowie Sicherheit. Die Gebäudefassaden am Brüder-Grimm-Platz werden ebenfalls szenisch illuminiert und im gesamträumlichen Gefüge des Stadtplatzes ansehnlich in Wert gestellt.

 

Zusätzlich wird auf eine zeitgemäße wie nachhaltige LED-Technik gesetzt und mittels entsprechenden Abschirmungen eine Abstrahlung in den Himmel oder zur Seite verhindert, um den Aspekt der Lichtverschmutzung möglichst gering zu halten.

Pressestimmen