Wangen im Allgäu, Lebendige Gärten in den Auwiesen

Wangen i. Allgäu, Lebendige Gärten in den Auwiesen – 2. Rang

Wangen i. Allgäu, Lebendige Gärten in den Auwiesen – 2. Rang

Auslober:

Siedlungswerk GmbH Wohnungs- und Städtebau

Wettbewerbsart:

Freiraumplanerischer Einladungswettbewerb I 07/2020

Im Zuge der Landesgartenschau Wangen im Allgäu 2024 soll im Bereich Auwiesen ein neues Wohngebiet entstehen, das beispielgebend ist für die zukünftige Anlage von Wohnquartieren im Einklang mit der Natur. Die Belange der Pflanzen- und Tierwelt sollen dabei ebenso berücksichtigt werden wie der zunehmende Klimawandel und die Erderwärmung. Dazu bedarf es innovativer und mutiger Lösungsansätze, die deutlich über das bisherige Maß hinausgehen und neue Impulse setzen.

Bei der Auswahl sämtlicher Pflanzungen und Gestaltungselemente wird Wert darauf gelegt, möglichst viele Lebensräume zu schaffen und somit eine möglichst hohe Artenvielfalt und Biodiversität zu erreichen. Es soll eine Mustersiedlung entstehen, die aufzeigt, wie ein Zusammenleben von Mensch und Natur zukünftig möglich sein kann, bei gleichzeitiger Verbesserung der Lebensqualität für die Bewohner des Quartiers. Die vorgeschlagenen Gestaltungselemente beziehen sich dabei sowohl auf den öffentlichen und halböffentlichen Raum bis hin in die privaten Gartenhöfe hinein und machen auch vor den Dachterrassen und den Fassaden nicht halt. Es entsteht ein „Grünes Viertel“, das seinen Namen verdient.

Der Nachbarschaftshof bildet die Grüne Mitte und den zentralen Treffpunkt des neuen Quartiers. Seine Ausbildung und Formensprache ist dabei Sinnbild des gesamten Konzepts für das grüne Viertel. Die ganzheitliche Betrachtung sämtlicher Aspekte der Natur, wie wir sie auch im Yin und Yang der östlichen Weisheiten finden, der Vereinigung der Gegensätze von Gebäude und Freiraum, von Mensch und Natur, von Licht und Schatten, von Stein und Pflanze usw. steht im Mittelpunkt. Der Mensch sieht sich nicht länger im Gegensatz zur Natur, sondern ist Teil davon.

Der angedachte Pavillon erhält eine organische, freie Form, hier kann die Infrastruktur für E-Mobilität und Fahrradverleih untergebracht werden. Eine kleine Räumlichkeit mit einer offenen Theke bietet Raum für Feste und kleine Treffen, eine Lagermöglichkeit für Stühle etc. rundet das Angebot ab. Bei Bedarf kann auch ein WC untergebracht werden. Ein offenes leichtes Dach sorgt für Schatten und schafft einen angenehmen Raum. Eine Photovoltaikanlage liefert Strom für das Laden der E-bikes, die Dachbegrünung trägt zur Verbesserung des Kleinklimas bei. Als Material wird als ökologischer und nachhaltiger Baustoff Holz vorgeschlagen.

Dem gegenüber wird ein großzügiger Spielbereich angelegt, mit seinen Angeboten für alle Altersgruppen, vom Kleinkind zum Senior wird er zum Treffpunkt für sämtliche Bewohner des Quartiers. Ein Blumendrache macht auf spielerische Weise das Thema des Quartiers, das Zusammenleben von Mensch, Tier- und Pflanzenwelt erlebbar. Locker angeordnete Bäume erzeugen einen natürlichen Charakter, mit ihren Blüh- und Fruchtaspekten machen sie die natürlichen Jahreszeiten erlebbar und bieten Nahrung für Vögel undInsekten. Ein kleiner Wasserlauf bietet zusätzliche Spielmöglichkeiten für die Kinder, gleichzeitig sorgt er im Sommer für ein weiteres kühlendes Element. Eine Fläche aus wassergebundener Decke biete sich zum Boulen an.

Die Gartenhöfe greifen in ihrer Vielfalt das Thema der Verbindung von Mensch und Natur wieder auf. Kleinteilige Strukturen bieten eine Vielzahl von Lebensräumen für die verschiedensten Tier- und Pflanzenarten, wie Igel, Schmetterlinge, Eidechsen und Fledermäuse. Exemplarisch werden vier Gartenhöfe ausgearbeitet, die unterschiedliche Lebensräume und Biotoptypen bieten: der Naturgarten, der Genießergarten, ein Wassergarten, und der Duftgarten. Jeder Gartenhof wird mit einem charakteristischen Obstbaum bepflanzt.

Der Naturgarten bietet ein kleinteiliges Mosaik von speziellen Pflanzengesellschaften und Lebensräumen für die verschiedenen Tierarten wie Igel, Eidechsen und Insekten in Form von Steinhaufen, Wildstauden und Insektenhotels und lädt zur stillen Naturbetrachtung ein.
Der Genießergarten oder Selbstversorgergarten steht für den Anbau von Gemüse, Kräutern und Beeren zur Verfügung. Auch hier gibt es selbstverständlich ausreichend Lebensraum für Igel und Co.
Der Wassergarten macht das Element Wasser in seinen verschiedenen Erscheinungsformen erlebbar. Eine Wasserwand trägt in den heißen Sommermonaten zur Kühlung bei, in Verbindung mit der entsprechenden Vegetation entstehen verschiedene Lebensräume am Wasser für Tierarten wie Amphibien, Frösche und Libellen.

Der Duftgarten erhält einen mediterranen Charakter, Duftpflanzen wie Thymian, Rosmarin und Lavendel ziehen Bienen und Insekten an. Ergänzt wird die Pflanzung durch blühende Sträucher wie Duft-Schneeball, Flieder und Jasmin.

Die Dachgärten bringen das Thema der Gartenhöfe in den Geschoßwohnungsbau. Im Zusammenspiel von großzügiger Gemeinschaftsterrasse und kleinteiligen Grünbereichen in Form von Hochbeeten entstehen kleine Plätze und individuelle Rückzugsmöglichkeiten. Die Hochbeete können von den Bewohnern des Gebäudes im Sinne eines„Urban Gardenings“ genutzt und mit Gemüse, Salat, Tomaten und Kräutern bepflanzt werden. Eine leichte Pergola mit Rankseilen aus Edelstahl über der Terrasse bietet Schatten, die Wege sind in Kies oder alternativ in Platten mit Rasenfuge gehalten.

Das Motiv des Auwiesenparks wird in Form einer markanten Fassadenbegrünung in die dritte Dimension gebracht und fortgeführt. Grüne Vorhänge verzahnen den Gebäuderiegel mit dem Park und erzeugen ein interessantes Spiel von Durchblicken und Rückzugsmöglichkeiten. Die geplante Regalstruktur wird aufgegriffen und durch vertikale Edelstahlseile bestückt. Diese können teilweise, unter Berücksichtigung der Fenster, vom Erdboden bis zum Dach gezogen werden. Dadurch können die Kletterpflanzen direkt in den Boden gepflanzt werden, eine aufwändige Bewässerung ist dann nicht erforderlich.

Teilweise müssen die Pflanzen auch in Containern auf Höhe des ersten oder zweiten OG gepflanzt werden, in diesem Fall wird eine Tröpfchenbewässerung vorgesehen. Als Pflanzen kommen Waldrebe, Geissblatt, Blauregen, Wilder Wein oder Pfeifenwinde zum Einsatz. Durch ihre Blüte bieten sie wiederum Nahrung für viele Insektenarten.

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