Heidelberg, Anderer Park

Heidelberg, Anderer Park

Bauherr

Stadt Heidelberg

Bauleitung

Der ANDERE PARK: Name ist Programm!

Ein ehemaliges Militär-Areal im Heidelberger Süden wird zum innovativen Stadtteilzentrum. Das gibt es zwar anderenorts  auch, aber die Art und Weise wie die Stadt Heidelberg die Umgestaltung des neun Hektar großen Areals angeht, ist tatsächlich „anders“. Anstatt alles Alte im ehemaligen Kommandanturpark zu entsorgen, wurden zahlreiche Elemente aus der früheren Nutzung behutsam in ein vollkommen neues Raumkonzept integriert. Check-Point-Kabinen als Spielhäuschen oder alte Leuchten als Ausstattungselemente, in Heidelberg klappt das! Das zukunftsweisende Konzept mit experimentellem Charakter schaffte es sogar in das Programm ›Nationale Projekte des Städtebaus‹ und bescherte der Neckarstadt einen Zuschuss von 5,9 Millionen Euro. Inzwischen ist der erste von drei Bauabschnitten fast fertiggestellt.

Für den Entwurf und die Gesamtleitung zeichnet das Büro Vulkan aus Zürich verantwortlich. Seit vier Jahren liegt die Bauleitung des ambitionierten Projekts in den Händen von Faktorgruen. Inzwischen ist die erste von drei Bauphasen beinahe abgeschlossen. Das Team bestehend aus Markus Rötzer, Lisa Kraft, Sebastian Dages, Sophie Mätz und Tabea Crecelius und kennen die Besonderheiten, bei denen der Teufel oft genug im Detail liegt. Bereits die massiven Bodenplatten mit experimentellem Charakter, angelegt als verbindes Gestaltungselement, haben es in sich, und zwar im wahrsten Sinne. Als Zuschläge erhielten die eigens hergestellten Betonelemente ortstypisches Sandstein-Material aus der Neckarstadt sowie Abbruchmaterial der Baustelle. Das sogenannte Rote Band leitet die Besucher einmal rund um den Park. Ebenfalls im überall auf dem Gelände zu finden sind die Sitzwaben aus Beton mit eingelassenen EPDM-Sitzflächen. Auch diese Elemente wurden eigens für das Projekt hergestellt.

„Anders“ ist auch der Ansatz den Park in Spielewelten aufteilen: Schaukeln, Matschen oder Verstecken, alles hat seinen Raum. Dabei wurde der Park eher sparsam mit neuen Elementen ausgestattet. Vieles war bereits vor Ort. Auffallend rot lackiert mutierten die ehemaligen Wachhäuschen zu interessanten Spielelementen. Witzige wie innovative Schaukelelemente, Matschbereiche mit Granitpoller, modellierte Wege aus Naturmaterial und eine witzige Bühnenanlage machen den Park zum generationenübergreifenden Highlight mit Blaupausen-Charakter. Neu sind auch die „Wohnzimmer“. Die Inseln aus recycelten Natursteinbelägen wie Basalt, Sandstein und Granit, die allesamt vom Gelände stammten und clusterartig verlegt sind, werden demnächst mit Tischen und Sitzgelegenheiten outdoortauglich möbliert. Eine dezente Beleuchtung mit Mastleuchten rückt jedes „Wohnzimmer“  ins richtige Licht.

Eine Straßenecke weiter wird der so genannte „Common Ground“, ein großes grasbewachsenes Freigelände in einen Bereich mit hoher Aufenthaltsqualität umgewandelt. Neben Tischtennisplatten sind hier verschiedene Sitz- und Ruhebereiche geplant. Und auch das ist ein Novum: Im südlichen Bereich des „Common Ground“ wird eine sogenannte Aneignungsfläche mit vielfältigen bürgerschaftlich getragenen Nutzungen auf einer Fläche von rund 1.000 Quadratmetern angelegt. Eine Nutzungsart könnte gemeinschaftliches Gärtnern sein. Aber das entscheiden die Anwohner im Rahmen eines Partizipationsprozesses selbst. Ebenfalls in Bürgerhand gelegt wurde die Chapel. Vier Vereine betreiben das Gebäude heute als Bürgerzentrum. Hier sollen Kontakt-, Teilhabe- und Begegnungsmöglichkeiten geschaffen werden, die bürgerschaftliches Engagement fördern und zu einem gelingenden sowie lebendigen Miteinander in der Stadt  beitragen.

Man darf gespannt sein, wie sich das „andere“ Projekt im Süden der Neckarstadt entwickelt. Das Faktorgruen-Team ist jedenfalls stolz darauf Teil dieses städtebaulichen überaus interessanten und dynamischen Projekts zu sein.

Pressestimmen